Bergmannsverein Erfurt e.V. Übersicht

Das Thüringen ein Land des Bergbaus ist, wir mit den folgenden zusammenfassenden Überblick über den Umfang des historischen Bergbaus in Thüringen deutlich. Dabei können nicht alle ehemaligen Gewinnungsorte benannt und beschrieben werden. Jedoch wird angestrebt dem Leser ein möglichst geschlossenes Bild aufzuzeigen.

Viele Zeugen des Altbergbaus in Thüringen sind heute noch gut erhalten und verkünden von der einstigen Gewinnung der unterschiedlichsten Erze und Salze, der Kohlen, des Fluss- und Schwerspates, des Erdöls und Erdgases sowie alle Steine- und Erdenprodukte für die Bauindustrie. In Thüringen sind rund 5.000 Altbergbauobjekte bekannt, die seit dem Beginn der Pflicht zur Risswerkführung ab dem 17. Jahrhundert erfasst worden sind.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Bergbau in Thüringen durch die zunehmende Industrialisierung in Europa und in der Welt eine noch stärkere Bedeutung erhalten. Wurden bis dahin meist nur im Tagebau oder kleinen Gruben bzw. Stollen Mineralien gewonnen, begann nunmehr der Abbau von Mineralien im großen Umfang. Dabei drang der Thüringer Bergmann in immer weitere Tiefen vor. Thüringens tiefster Schacht, Pöthen I, befand sich in Menteroda und diente zum Aufschluss der Kaligrube Volkenroda-Pöthen. Er wurde 1910 bis 1913 auf 1.033 m und von 1978 bis 1979, als Voraussetzung zur Einrichtung der Gefäßförderung, auf 1.050 m geteuft.


Mit der immer größer werdenden Nachfrage nach Rohstoffen bestand auch ein verstärktes Interesse der Bergbaubetreiber an wissenschaftlich-technischem Know-how. Und so entwickelte sich auch eine Bergbau-Zulieferindustrie, die den neuen Anforderungen der Bergbaubetreiber Rechnung trug. Sie verschafften sich mit ihren produzierten Bergbauanlagen beim Vordringen in immer größere Tiefen als auch bei der Verarbeitung von Rohstoffen bei den Bergbauunternehmen weltweit einen sehr anerkannten Ruf. Führend war dabei die von GEBARDT und KÖNIG 1898 gegründete Firma Eisenmaschinen und Internationale Tiefbaugesellschaft in Nordhausen, heute Schachtbau Nordhausen GmbH. Die Hauptgeschäftstätigkeit war auf das Niederbringen von Schächten unter Anwendung des Gefrierverfahrens, den Bau von Bohrgeräten und Bohrausrüstungen, insbesondere für den aufblühenden Kalibergbau im Südharz, gerichtet. Aber auch andere Unternehmen, wie der "Thüringer Stahlbau" Erfurt-Gispersleben 1908-1992 oder der Maschinenbau in Dietlas sowie der zur Sowjetisch-Deutschen AG Wismut zugehörige Maschinenbau hatten mit ihren Produktpaletten einen wesentlichen Anteil an der Deckung des stetig steigenden Bedarfs von Bergbauausrüstungen und -maschinen zur Gewinnung von Rohstoffen bzw. deren Verarbeitung bis Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts gehabt.

Der Erzbergbau ist heute in Thüringen nur noch von historischem Interesse. Eisenerze wurden über einen sehr langen Zeitraum hinweg aus Vorkommen unterschiedlicher Genese gewonnen und in kleinen Bergbau- und Hüttenbetrieben verarbeitet. Der Erzabbau auf Ganglagerstätten erstreckte sich dabei auf den mittleren bis nordwestlichen Teil des Thüringer Waldes und den Kyffhäuser. Für den Eisenerzbergbau gilt das für die Gewinnung der vorwiegend hämatitischen Eisenerze im Gebiet von Schleiz, der sideritischen Eisenerze des Lobensteiner Gangreviers, der vorwiegend silikatischen Eisenerze im Gebiet von Schmiedefeld, der sideritischen Eisenerze des Kamsdorfer Reviers, der magnetitischen und pyritischen Eisenerze von Schmiedefeld-Vesser, der hämatitischen Eisenerze in Mineralgängen des Thüringer Waldes und der sideritischen Eisenerze des Schmalkalder Reviers. Das Sterben des Eisenerzbergbaus begann mit der Erschließung des Thüringer Waldes durch die Eisenbahn. Damit war die Voraussetzung für die metallverarbeitende Industrie geschaffen, Eisen mit besserer Qualität aus dem Ruhrgebiet zu beziehen.

Seit langem nicht mehr in Abbau stehen auch die Manganlagerstätten im Gebiet von Ilfeld am südlichen Harzrand und im mittleren Thüringer Wald, insbesondere im Raum Arlesberg-Gehlberg. Das Gleiche trifft auf den Kupferschieferbergbau an den Rändern des Thüringer Waldes, des Kyffhäusers und am südlichen Harzrand zu.

Erwähnenswert sind auch der historische Bergbau auf Antimon bei Schleiz, auf Alaun bei Saalfeld (Feengrotten) und in Schmiedefeld bei Neuhaus am Rennweg (Morassina), auf polymetallische Erze bei Saalfeld, auf Co-Ni-Erze bei Bad Liebenstein und die Goldgewinnung aus Flussschottern der Schwarza.

Auch der Bergbau auf Baryt und Fluorit im Ilmenau-Gehrener und Schmalkalder Gangrevier kam Ende des 20. Jahrhunderts zum Erliegen, obwohl die Lagerstätten noch nicht erschöpft sind. Baryt- bzw. Baryt-Fluorit-Lagerstätten standen außerdem im Kamsdorfer Revier und auf zahlreichen Mineralgängen im Thüringer Wald, so z. B. bei Schleusingen, wo noch erhebliche Rohstoffvorräte vorhanden sind und am Kyffhäuser in Abbau.

Auch die Nutzung der Salzquellen durch Siedesalzgewinnung erfolgte schon bereits sehr früh. Diese Art der Gewinnung von Kochsalz ist durch die von Tacitus beschriebene Salzschlacht zwischen Hermunduren und Chatten belegt, die im Jahr 58 wahrscheinlich an der Werra stattgefunden hat. Solequellen wurden seit langem für die Gewinnung von Salz in den Thüringer Orten wie Artern, Bad Langensalza, Bad Frankenhausen, Bad Salzungen, Bad Sulza, Creuzburg, Schmalkalden und Suhl seit mehr als ein Jahrtausend genutzt. Weitere Bohrungen im Thüringer Becken schlossen die Steinsalzlagerstätte in Arnstadt, Bufleben, Erfurt, Köstritz, Stotternheim und zuletzt in Oberilm auf.

Von größter wirtschaftlicher Bedeutung war bis in die jüngste Vergangenheit die Kalisalzgewinnung im Südharz-Unstrut-Werra-Kalirevier. Mit der Entdeckung der Wirkung des Kalisalzes auf den Pflanzenwuchs Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kalisalz im Kaliflöz Staßfurt der Staßfurt-Folge des Zechsteins in Bischofferode, Bleicherode, Menteroda, Roßleben, Sollstedt und Sondershausen abgebaut. Im Werra-Kalirevier wurden die Kaliflöze Hessen und Thüringen der Werra-Folge (Zechstein, Perm) im Raum zwischen Bad Salzungen und Vacha aufgeschlossen und abgebaut. Mit der Vereinigung Deutschlands entstand für den Kalibergbau in Thüringen eine grundlegende neue Situation, stand dieser buchstäblich über Nacht im Konkurrenzkampf mit den auf dem Weltmarkt frei operierenden Kalibergbauunternehmen. Die Weltmarktsituation und der innerdeutsche Konkurrenzkampf führten letztendlich dazu, dass trotz zum Teil noch erheblich vorhandener Lagerstättenvorräte die Gewinnungsarbeiten in allen Kaligruben des Südharzes und in zwei Gruben an der Werra eingestellt wurden.

Mitte des 20. Jahrhunderts begann im Raum Seelingstädt die Gewinnung von Uranerz durch die Sowjetische Aktiengesellschaft Wismut (SAG Wismut), die 1954 in die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut (SDAG Wismut) überführt wurde. Weiter nördlich wurden die Gewinnungsarbeiten unter Tage in den Bergwerken Lichtenberg, Reust, Schmirchau, Paitzdorf, Raitzhain, Beerwalde, Drosen fortgesetzt. Der letzte Aufschluss der Lagerstätte beim Ort Korbußen begann in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ende 1990 existierten vier selbstständige Bergbaubetriebe der SDAG Wismut auf dem Territorium Thüringens, die Bergwerke Schmirchau, Paitzdorf, Beerwalde und Drosen sowie der Aufbereitungsbetrieb in Seelingstädt, der zuletzt auch die Erze aus Sachsen mit verarbeitete.

Sieht man von den tertiären Braunkohlenvorkommen im Raum Altenburg ab, besaßen die thüringischen Kohlenvorkommen immer nur lokale Bedeutung. So ist die Gewinnung von Steinkohle des Rotliegenden im Ilfelder Revier am südlichen Harzrand, im Gebiet von Manebach im Thüringer Wald und im Stockheimer Becken südöstlich Sonnebergs seit langem eingestellt. Gleiches gilt für die tertiären Braunkohlenvorkommen am Kyffhäuser und in den kleinen Randbecken des Weißelsterbeckens im Gebiet von Schkölen, Saale-Holzlandkreis und Aga, Kreis Greiz. Auch der Abbau von Braunkohle im thüringischen Anteil des Weißelsterbeckens im Gebiet von Altenburg ist im Wesentlichen eingestellt.

Im Mittelalter wurde der Bergbau in Thüringen auf Grund der vielen kleinen politisch strukturierten Herrschaftsbereiche nur kleingliedrig betrieben, die meisten waren auch rückständig in der Technologie. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Thüringer Bergbau zu einem riesigen Berggeschrei. Mit der steigenden Rohsalzförderung in den verstaatlichten Kaligruben des Südharzes und der Werra, der Steigerung der Braunkohlengewinnung im Altenburger Land und der Beginn der Uranerzgewinnung in Ostthüringen erlebte der Bergbau in Thüringen eine ungeahnte Blütezeit. Zehntausende von Bergleuten arbeiteten in den zahlreichen Gruben. Der Bergbau bestimmte das Leben ganzer Landstriche!

Der Niedergang des umfangreichen Braunkohlen-, Kali- und Uranerzbergbaus in Thüringen fand sein rasches Ende in den neuen Bundesländern nach der politischen Wende. Das Jahresende 1990 stellt daher für die Bergbaugeschichte Thüringens eine große Zäsur dar. Aus marktwirtschaftlichen Gründen begann im neu gegründeten Freistaat Thüringen das Grubensterben in ebenfalls bis dahin unbekanntem Ausmaß. Zehntausende von Bergleuten verloren buchstäblich über Nacht ihre Arbeit. Aber auch kleinere Bergbaustandorte, die auf eine tausendjährige Bergbaugeschichte zurückblicken können, wie Trusetal und Ilmenau, mussten ihre Gewinnungsarbeiten aufgrund der nunmehr geltenden Wettbewerbsbedingungen auf dem Weltmarkt einstellen. Dies wirkte sich natürlich auch sofort auf die vorhandene Zulieferindustrie für den Bergbau als auch auf die Ingenieurbüros aus. Im Sog des Grubensterbens gingen hier ebenfalls tausende von Arbeitsplätzen verloren. Nur wenige Firmen bzw. Firmenteile konnten sich auf die neuen Marktbedingungen einstellen und überlebten diese Zeit.

Heute zeugen noch zahlreiche Besucherbergwerke von der Geschichte des tausendjährigen Bergbaus in Thüringen.

Welche wirtschaftliche Bedeutung der Bergbau in Thüringen zum Ende des Jahres 1990 hatte, machen die nachfolgenden Zahlen deutlich.


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Thüringen 1990 in Zahlen
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